Lecce – Porto Cesareo - Gallipoli

Samstag, 19.5.2012

72 Km, 170 Hm

Sonnig, aber kühle 21 Grad, kräftiger NW-Wind (Rückenwind)

Lecce ist Barock. Das Umland sind Olivenhaine. Beides wird einem schnell langweilig. Wir verlassen die Stadt Richtung Monteroni und bemerken, dass parallel zur vielbefahrenen SP 7 bzw. 119 ein „Radweg“ (Percorso cicloturistico) ausgeschildert ist. Er führt uns auf landwirtschaftlichen Wegen ruhig durch die Gärten und Olivenhaine bis Copertino. Wir wollen flott zur Küste und wählen die vielbefahrene Straße nach Leverano. Danach können wir wieder auf Nebenwege ausweichen und erreichen mittags Porto Cesareo.

Das ist zu unserer Überraschung ein lebendiges Ferienörtchen, das im Mai noch Charme versprüht: Hübsche vorgelagerte Inselchen, zwei Häfen, Boote über Boote, schicke Uferpromenade. Wir machen Rast am Meer. Obst (Kirschen, Erdbeeren, Melonen, Aprikosen… alles gibt es jetzt), Panini und danach noch ein Caffè reichen uns völlig.

Auch die weitere Strecke am Meer ist entgegen unserer Erwartungen fahrenswert. Oft nur ein paar Meter über dem Meer, meist nah am Strand, wechselnde Blicke, erträgliche Zersiedlung, kaum Verkehr. Sehr hübsch ist der Badeort Santa Maria al bagno, der uns als erste Badegäste des Jahres begrüßt. Die Italiener halten sich noch in sicherer Entfernung. Schöner Stadtstrand, flaches Wasser und eine sehr gemütliche Piazza. Gallipoli ist dann nicht mehr weit. Wir verzichten auf einen Abstecher nach Nardo und genießen dafür ausgiebig Kalli Polis, wie es die alten Griechen völlig zu Recht nannten: Die schöne Stadt. Die Altstadt liegt abgesetzt auf einer Insel, eine umlaufende Mauer lädt an allen Ecken zum Verweilen ein. Dazu haben wir ein sehenswertes Hotel.

 

medizinische Notfälle in Italien

Einen solchen hatte ich noch nie. Ich habe lediglich auf einen Olivenkern gebissen und dabei ist ein Teil eines Zahnes abgebrochen. Mir war gleich klar, dass man am Wochenende keinen Zahnarzt auftreiben kann, um hier schnell ein Provisorium anzubringen. Der Hotelportier wollte mich unsinnigerweise zum Pronto soccorso schicken und deshalb schreibe ich hier ein paar Zeilen über die ärztliche Versorgung in Italien in wirklichen Notfällen.

Dort ist man, wenn man wirklich mal ein ärztliches Problem hat, außerhalb der üblichen Sprechzeiten von Ärzten ziemlich verlassen. Es gibt grundsätzlich zwei Anlaufstellen: eine Erste Hilfe (Pronto soccorso) und auch in kleineren Städten ein Krankenhaus (Ospedale). Beides sind gerade am Wochenende völlig insuffiziente Strukturen. In beiden Einrichtungen ist in der Regel kein Arzt anzutreffen, sondern man bekommt vom Hilfspersonal bestenfalls ein Schmerzmittel verordnet. Einen ärztlichen Notdienst wie bei uns in Deutschland gibt es nicht. Oft helfen nur persönliche Beziehungen weiter.

Und so nebenbei: Bezahlt wird grundsätzlich contante (=cash) und oft ohne Quittung (ricevuta fiscale), also schwarz. Die Italiener nennen das hübscherweise sotto banco.

Ich habe mein Problem vom Samstag Abend am Montag in Otranto gelöst - siehe dort.

 

 Unterkunft:

Al Pescatore, Riviera Colombo 39, Gallipoli, 0833/263656, auf der Hafenmauer der Altstadt, absolute Spitzenklasse, Zimmer mit Meerblick für nur 80 €, uneingeschränkt empfehlenswert, Räder in Innenhof

Abendessen:

Das Hotelrestaurant ist dagegen deutlich schwächer. Wären wir wie bei meinem letzten Besuch ins Angolo Blue gegangen, wäre mir so mancher Unbill erspart geblieben.

 

weiter zur nächsten Etappe: Gallipoli - Santa Maria di Leuca