6. Tag:  Altomonte - Matera

Dienstag, 11. Mai 2010

Altomonte - Sibari dann Zug bis Metaponto

und gleich weiter per Rad: Metaponto - Matera

92 km 480 Hm

Das ist so eine Etappe, an die man sich ungern erinnert: lang, öde und unvermeidlich. Wir hatten uns entschlossen, nicht weiter in den Pollino Nationalpark hineinzufahren sondern über die ionische Küste einen Satz nach Matera zu machen - seit unserer Apulientour 2002 eine alte Liebe von uns. Um diese gewaltige Entfernung an einem Tag bewältigen zu können, wollten wir den von Cosenza kommenden Zug bis Metaponto nutzen.

Früh morgens sind wir bei gutem Wetter von Altomonte dieselbe Strecke abgefahren, die wir tags zuvor schon genommen hatten. Im Grondo-Tal auf der SP kerzengerade auf die Autobahn zu, mäßig Verkehr, monotone landwirtschaftliche Nutzung, ab der Autobahnauffahrt ruhiger. Flach geht es um ein paar Hügel herum, immer durch Obstplantagen (Mandarinen, Orangen, Pfirsiche) bis zum Bhf. Spezzano Albanese… wo leider kein Zug auf uns wartet. Mein Fehler! Also nochmals 20 km weiter bis Sibari. Dort erwischen wir einen Zug, der laut Fahrplan keine Räder mitnimmt, und einen Capo del treno, der Frauen nichts abschlagen kann. Also geht es doch noch per Zug entlang der in Beton gegossenen, eintönigen ionischen Küste bis Metaponto.

Flott raus aus dieser außer im Mai wie ausgestorben wirkenden Bettenburg. Dabei fiel uns auf, dass auf der sonst wohl stark befahrenen SS 175 Straßenarbeiten im Gange waren. Das nutzen wir gleich aus und heizen 30 km auf neuem Asphalt und völlig ungestört Richtung Matera. Einzig die im Mai noch an den Bäumen hängenden Orangen des letzten Winters verlocken uns zu einer kurzen Pause und sind jeglichen Mundraub wert. Wie lecker sie noch schmecken, hätte ich mir nicht träumen lassen.

Vor Montescalioso wechselt man auf das andere Ufer des Bradano Flusses und die alte SP 175 wird zu einem kleinen Sträßchen, das gekonnt jeden Hügel umkurvt. Man kommt nach 30 km Einöde in das Gebiet der Chiese rupresti (Höhlenbehausungen). Wir sind das Fahren nach 80 km trotz der beeindruckenden Schluchten leid und sehnen den Schlussanstieg nach Matera herbei. Der kommt, aber sehr gemächlich, erst in der Stadt geht’s wirklich bergauf. Dafür haben wir nach 50 km endlich wieder eine Bar, die wir weidlich nutzen. Weiter in die Innenstadt von Matera, die wir schon kennen.

Matera entschädigt für vieles. Stimmungsvolle Innenstadt, das Weltkulturerbe i Sassi, ein schönes Hotel und noch besser die Tratoria Lucana… und die alten Erinnerungen. Hier unsere überarbeitete Extraseite zu Matera.

Unterkunft: Albergo Italia, Fußgängerzone, direkt an den Sassi, sauber, ruhig, für 98 € sind die Zimmer etwas klein , Räder in die Garage.

Abendessen: Trattoria Lucana, gute Regionalküche, die übergroßen Portionen schmälern etwas die hervorragende Qualität, die nach unserer Beobachtung seit 2002 nicht gelitten hat, preisgünstig dazu.

Bici al seguito - Radmitnahme in italienischen Zügen

Wir müssen diesen Zug nehmen, sonst ist der ganze Tag gelaufen und wir müssten in einer dieser Betonburgen an der Küste bleiben. Es ist schon fast 13 Uhr. Wir wollen die ionische Küste per Zug bis Metaponto überbrücken und müssen dann bis Matera nochmals 50 km fahren. Der nächste Zug mit offiziellem Radtransport geht erst in Stunden.

Ich schaue auf's Gleis. Ein altertümlicher kurzer Triebwagen steht dort bereit. Der Lokführer ist schon da. Ich frage mal vorsichtig an. Also als Macchinista kann er das nicht entscheiden und erklärt mir, dass für dieses Gefährt drei Bedienstete notwendig seien. Der Capo del treno, der Controllore und eben er. Für 10 Fahrgäste ist das auch nicht übertrieben.

Der Capo del treno trinkt noch einen Caffe an der Bar. Das ist Bärbels Job und, als er kommt, ist alles schon kein Problem mehr. Einer anfragenden Signora hilft jeder Italiener gerne. Also das Rolltor hoch, der Capo del treno legt selbst Hand an und nimmt die Räder in Obhut und hat gar noch Sorge, dass nicht genügend Platz für die Räder wäre. Dann wird alles zur Sicherheit abgeschlossen. Wir werden in die erste Klasse hofiert und der Signora wird gar versprochen, dass er selbst vorbeikäme, um sie eine Station vor dem Ausstieg zu informieren. Denn das Ausladen soll ja zügig gehen. Geht es auch, denn alle helfen mit. Wir bedanken uns herzlich, sie weisen uns stolz auf die Rampe zur Unterführung des neuen Bahnhofes in Metaponto hin und schauen in aller Seelenruhe zu, bis wir drüben sind. Der Zug wartet derweil 10 Minuten...